Der Karmann MB100 ist ein geniales Wohnmobil. Zum Einen ist er sehr kompakt und passt deshalb auf übliche PKW-Parkplätze. Zum Anderen vereint er die Qualität vom Mercedes-Benz Basisfahrzeug mit dem Aufbau von Karmann.
Daneben verfügt er in der H-Ausführung (meiner Meinung nach) über die perfekte Raumaufteilung für bis zu 4 Personen. Also ein Fahrzeug, dass es zu erhalten gilt.
Wie immer hat jedoch auch dieses Fahrzeug seine Schwachstellen. Eine davon ist der Boden des Aufbaus. Üblicherweise in den Ecken hinter den Rädern sowie am kompletten Außenrand fault die Sandwichplatte aus Sperrholz und Styropor durch. Da die Platte die tragende Verbindung zwischen Rahmen und Aufbau darstellt, lässt sich dieses Problem langfristig nicht ignorieren und eine Reparatur muss dementsprechend fachgerecht erfolgen. Fehlstellen mal schnell mit Bauschaum füllen und eine neue Deckplatte darunter kleben, sollte nicht in Frage kommen.
Zusätzlich sind die Kunststoffbeplankungen an den Seiten mit den äußeren Kanten der Bodenplatte verschraubt. Lösen sich die Kanten auf, fehlt also auch das Gegenüber für die Schrauben. Alles wackelt und wird instabil. Ähnlich verhält es sich mit den Seitenwänden des Aufbaus, die durch angenietete Alu-Winkelprofile mit der Bodenplatte verschraubt sind.
Hier nun einige Impressionen von Schäden an meinem MB100:
Man kann sehen, dass bereits zahlreiche Ausbesserungen stattgefunden haben. Die gesamte Bodenplatte war nachträglich von unten mit ca. 1 cm geschlossenzelligem Schaumstoff beklebt. So konnte eingedrungende Feuchtigkeit in Ruhe die Holzbestandteile zersetzen.
Nach Begutachtung stand fest, dass eine partielle Reparatur das Problem nicht langfristig lösen würde. Auch zeigten der Haupt- und der Hilfrahmen starke Korrossion, die es zu bekämpfen galt. Es stelle sich also die Frage, ob man die komplette Bodenplatte ersetzen könnte. Dies sinnvollerweise ohne den kompletten Wohnaufbau zurück bauen zu müssen. Bei Karmann wurde damals die Bodenplatte mit dem Hilfsrahmen verschraubt und dann der Wohnaufbau Stück für Stück aufgesetzt, verschraubt und verklebt. Die Möbel wurden jeweils sowohl mit der Bodenplatte als auch mit den Wänden verschraubt.
Die einzige Möglichkeit zur vollständigen Erneuerung der Bodenplatte ist es Stückweise vor zu gehen, um dem Aufbau noch ausreichend Stabilität durch den Rest der Bodenplatte zu lassen. In meinem Fall vorne beginnend. Also greift man beherzt zu Stichsäge und Oszillierer und entfernt ALLES. Hilfreich ist es dabei von unten löcher vor zu bohren, die man dann als Eckpunkte für die Stichsäge verwenden kann. So lässt sich das Risiko in Metallteile zu sägen minimieren.
Zuvor muss natürlich alles weg, was im Weg ist. Im vorderen Bereich sind das die Sitzbänke, die Elektrik hinter dem Beifahrersitz sowie die Verschraubungen der Trennung Fahrerhaus-Wohnbereich und dem Gasschrank.
Nun sollte man jedes Detail fotografieren, um die Struktur genau zu dokumentieren. Schließlich müssen Befestigungspunkte und Durchlässe in der Bodenplatte später wieder an derselben Stelle sein.
Auch ist es sehr wichtig, die Höhe der Platte zu analysieren, da sie später genau zu reproduzieren ist, damit wieder alles passt.
Nach dem Rückbau der Bodenplatte ging es an den Haupt und Hilfsrahmen. Zwecks besserem Zugriff wurden Auspuff und Unterdrucktank demontiert sowie die Kabel und Sprit- und Bremsleitung nach hinten an den Befestigungspunkten gelöst.
Es folgte die mechanische Entrostung mit Drahtbürste, CSD-Scheibe und Stiftschleifer. Besonders die Knotenpunkte und angeschweißten Konsolen waren auf der Oberseite vom Rost befallen. Nachvollziehbar – da sammelt sich Wasser und Dreck. Der vorgefundene Rost entpuppte sich jedoch nirgendwo als kritisch, was die Stabilität des Rahmens betrifft. Kommt man zum Entrosten und Lackieren nicht dran, hätte es vermutlich auch eine regelmäßige Behandlung mit Korrossionsschutz getan – zumindest um den Rost zu stoppen.
Kritischer sah dagegen der Hilfsrahmen (quer zur Fahrtrichtung) aus, der die Verbindung zwischen Hauptrahmen und Bodenplatte herstellt. Dieser ist aus dünnem Blech (1,5mm) in Form von Kantprofilen gefertigt. Die Verbingung ist durch geschweißte Konsolen erstellt, deren Blechdopplungen zum (durch) rosten neigen. Hier gilt es genau hin zu schauen und im Zweifel stark geschwächte Passagen zu ersetzen. Dafür bietet sich Blech in 3mm an, dass beidseitig verschweißt wird. So verschwindet zumindest an den kritischsten Stellen die Dopplung.
Rostige Stellen wurden mit Oxyblock-S vorbehandelt, dass auch mit blanken Stellen gute Haftung eingeht. Sonstige Stellen wurden nur angeschliffen und dann Haupt- und Hilfsrahmen mit drei Schickten Brantho-Korrux 3in1 versehen. Die Farbtöne wurden absichtlich pro Schicht verändert, um eine einwandfreie Deckung zu erkennen. Auch absicht ist der Helle Ton der Deckschicht. So soll es zukünftig einfach sein, Schäden zu erkennen.
Auch der Gaskasten musste repariert werden, der durch Rost stark geschwächt war. Der Boden wurde herausgetrennt, die Unterkanten mit Winkelblechen verstärkt und lackiert.
Fortsetzung folgt…