Es gibt viele Arten Urlaub zu machen und die Welt zu bereisen. Ich möchte an dieser Stelle Werbung für eine Urlaubsform machen, die weniger verbreitet ist – nämlich das Reisen mit Motorrad und Zelt. Ich möchte darauf eingehen, wo die Herausforderungen liegen und warum ich ‚Moto Al Tente‘ allen, die individuell reisen und einen Faible für Abenteuer haben, wärmstens empfehle. Das Zelt spielt dabei tatsächlich eine untergeordnete Rolle. Es wird nur aufgebaut, wenn Regen droht, kein passender Unterschlupf vorhanden ist oder der Sichtschutz gebraucht wird (z.B. auf dem Campingplatz).
So sehr ich Urlaub mit dem Wohnmobil/Camper schätze, so gern fahre ich auch Motorrad und verbringe so viel Zeit an der frischen Luft wie möglich. Diese Leidenschaft teile ich mit meiner Tochter (12 Jahre alt), was ich als großes Privileg empfinde.
Und so zieht es uns regelmäßig raus. Wir suchen und finden Orte, die man als ’normaler‘ Tourist nicht auf dem Radar hat. Lost Places, kleinstmögliche Straßen und viel Zeit, sich auszutauschen. Geprägt sind die Reisen von fehlendem Zeitdruck – wo es etwas zu entdecken gibt wird angehalten.
Navigation
Das erste Mal habe ich mit 20 Urlaub auf diese Weise gemacht. Damals war ich eine Woche im Elsass und Ligurien unterwegs. Dafür brauchte ich jede Menge Kartenmaterial und musste mich auf Routen entsprechend vorbereiten. Heute (fast) unvorstellbar. Dank entsprechender Apps (z.B. Kurviger) kann man problemlos auf empfohlenen Motorradrouten navigieren und muss sich rein gar nicht mit der Routenplanung beschäftigen.
Ein Aspekt des Motorradreisens geht dabei allerdings meines Erachtens verloren. Ich möchte wissen, wo ich bin und war, möchte gesehenes mit Orten verknüpfen können. Also lasse ich tagsüber einen GPS-Tracker mitlaufen und schaue mir abends noch mal an, wo mich die App lang geführt hat. Zusätzlich lasse ich alle Fotos mit GPS-Tag versehen. So geht nichts verloren, was mich im Nachhinein noch interessieren könnte.
Übernachtung
Ähnlich wie beim Wild/Frei-Stehen mit dem Wohnmobil, hat es für mich einen besonderen Reiz den Schlafplatz für die kommende Nacht ‚on the fly‘ zu finden. Natürlich steuert man ein bestimmtes Gebiet an und berücksichtigt viele Faktoren intuitiv. Außerhalb von Ballungszentren, ausreichend Entfernung zu Wohnbebauung und vor allem lauschig sollte es sein. Der Abwechslung sind keine Grenzen gesetzt. Wir haben schon in Höhlen, auf Aussichtstürmen, Berggipfeln, Burgruinen, in Schutzhütten, stillgelegten Eisenbahntunneln oder auch einfach nur im Wald hervorragenden Schlaf gefunden. Wichtig ist, dass man rechtzeitig mit der Suche beginnt – idealerweise solange es genug Tageslicht gibt.
Manchmal kann man das Motorrad nicht ganz bis zum Schlafplatz mitnehmen. Für den Fall hat es sich bewährt, eine unauffällige Abdeckplane dabei zu haben. So kann man z.B. die Schutzkleidung auf das Motorrad legen und mit abdecken. Wertsachen muss man natürlich mit zum Schlafplatz nehmen.
Und wie immer sollte man einige ‚goldene Regeln‘ beachten: Man stört weder Mensch noch Tier und hinterlässt den Platz mindestens so sauber, wie man ihn vorgefunden hat. Trotzdem ist es an vielen Orten nicht erlaubt zu übernachten. Ich hatte jedoch bei unzähligen Nächten unter freiem Himmel noch NIE ein ernstes Problem. Idealerweise erkundigt man sich vorab über die Länder, die man bereisen möchte. Beispielsweise für die Schweiz und Österreich empfehle ich die Übernachtung ausschließlich an abgelegenen Orten. Meiner Erfahrung nach herrscht dort leider mancherorts eine befremdliche Willkommenskultur.
Kulinarik
So lange man sich in dicht besiedelten Landstrichen bewegt, hat es sich bewährt, die Kochutensilien daheim zu lassen und so das Gepäck zu reduzieren. Das hat auch den Vorteil, dass man morgens rasch vom Schlafplatz wegkommt, um beim ersten Bäcker auf der Route zu frühstücken. Mittags lässt man sich idealerweise von der regionalen Küche verwöhnen und abends genügt uns dann üblicherweise ein Apfel, ein Stück Brot oder was auch immer sich in den Koffern findet. Eine Notration Essen und genug Wasser sollte man natürlich immer an Bord haben.
Hygiene
Die Strategie der Körperhygiene entwickelten wir bereits zu Zeiten, als wir noch mit unserem spartanisch ausgestatteten Camper unterwegs waren. Toiletten finden sich überall, wo es Menschen gibt und man nett fragt. Eine ausgiebige Dusche verbindet man idealerweise mit dem Besuch des lokalen Schwimmbads oder dem Badesee. Wer in Bergseen oder Flüssen baden möchte, muss an vollständig biologisch abbaubare Seife denken und natürlich sollte man nicht da baden, wo es explizit verboten ist.
Ist die Wechselwäsche am Ende verbringt man entweder eine Nacht auf einen Campingplatz oder macht einen Zwischenstopp an einem Waschsalon (so es denn einen gibt). Stehen mehrere Campingplätze zur Auswahl, klärt man am besten schon vor der Anmeldung ob der Nutzung von Waschmaschine UND Trockner etwas im Weg steht. Weder hat man Zeit sich in eine lange Schlange zu stellen, noch die Wäsche an der Luft trocknen zu lassen, falls der Trockner (bestimmt erst seit gestern) kaputt ist.
Es folgen einige Impressionen unserer bisherigen Touren. Kommt der Frühling können wir es nicht mehr abwarten, bis es endlich wieder heißt: „Moto Al Tente“.